Die E-Genossenschaft von Magetsham

Die Magetshamer E-Genossenschaft wurde am 28. Oktober 1921 von 17 Magetshamern gegründet (nur 3 Häuser verzichteten damals auf einen Anschluss).
Die Bader Kühe auf dem Weg zum E-Werk (Hintergrund), Anfang 40er Jahre

Bei der Gründung wurde beschlossen dass die bestehende „Baderbaurwehr“ (Wassergesellschaft) verwendet werden sollte. Für die Erhaltung der Wehranlage muss zu einem Drittel die Wassergesellschaft aufkommen, zu zwei Drittel die E-Genossenschaft.

Egidius Fischer, der Besitzer des Grundstückes auf dem das Werk gebaut werden soll, einen Betrag von 40.000 Kronen erhält, sowie eine stromfreie Abgabe für Beleuchtungszwecke gewährt wird.

Es wurde vereinbart, solange ein Ehegatte in Besitz ist hat diese Befreiung Gültigkeit, diese erlischt bei Verkauf oder Übergabe.

Das E-Werk wurde 1922 in Betrieb genommen. Der Erbauer war die Firma Vierlinger aus Ried im Innkreis. Das E-Werk hatte eine Leistung von 6-7PS.

Bauern, die keine eigene Getreidebrechmühle besaßen, stand eine solche im E-Werk zur Verfügung.

Werksmeister Urlasberger im E-Werk Magetsham
Werksmeister Urlasberger im E-Werk Magetsham

Der jährliche Betrag der für Strom eingehoben wurde, richtete sich nach der Anzahl der Lampen und nicht nach dem Stromverbrauch, da eine Verwendung von Zählern zu kostspielig gewesen wäre. Bei der Abrechnung kam daher der Vermerk „1 Lampe abgemeldet“ mehrmals vor.

Dazu waren die Mitglieder zur Mithilfe aufgefordert: Aufgaben wie Strommasten erneuern, Werkskanal räumen, den Werkskanal mit Brettern und Mist zuzudecken (für den Winterbetrieb).

Die Stammteile, die zur Errichtung der Wehranlage und des Leitungsnetzes verwendet wurden, richteten sich nach dem Grundbesitz.

Die Entlohnung des Werksmeisters bestand nicht nur in einem Geldbetrag sondern auch in der Verwendung von 4-5 kleineren Erdäpfelackern (5 Säcke pro Acker), welche die größeren Häuser der Gesellschaft zur Verfügung stellen mussten.

Da es keinen funktionierenden Regler gab, musste die Regelung über die Turbinenklappe vorgenommen werden, um eine Überspannung zu vermeiden. So musste der Werkmeister täglich um 5 Uhr die Turbinenklappe öffnen, damit die Bauern Licht im Stall hatten. Um 8:30 vormittags wurde die Turbine wieder geschlossen und abends zwischen 16:30 und 21 Uhr geöffnet.

Wollte ein Bauer während des Tages einen Motor in Betrieb nehmen (Getreide brechen, Futter schneiden), so war eine Verständigung mit dem Werksmeister nötig.

Bei Hochwasser war es nicht selten, dass sich ein Rückstau bildete, sodass, bedingt durch den Unterschwall, die Turbine nicht einsatzfähig war. So war es möglich dass Magetsham einige Tage ohne Strom war.

Aus dem Versammlungsbeschluß vom Februar 1926 ging hervor, dass kein Mitglied seinen Anteil verkaufen durfte, der Stammanteil blieb bei jedem Hause.

Sollte sich der Hausbesitzer nach einem Hausbrand wieder auf Magetshamer Boden neu bauen, so konnte er sich wieder anschließen, musste aber die Anschlusskosten tragen.

„Das Flicken von Sicherungen“ war damals keine strafbare Handlung. Aus dem Protokoll ging hervor dass jedes Mitglied mit vorschriftsmäßigen Kupferdraht seine Sicherung in Ordnung halten musste.

1928 wurde der bisherige Werksmeister Josef Urlasberger abgelöst da er sein Haus an die Familie Bader verkaufte. Franz Bader wurde anschließend neuer Werksmeister in Magetsham.

1932 kamen die ersten elektrisch betriebenen Motoren nach Magetsham. Besitzer waren der Schmied Josef Moser, sowie der Hofbauer (Josef Jetzinger) und der Baderbauer (Peter Fischer). Die Inbetriebnahme von zwei Motoren beanspruchte oft den ganzen Strom sodass das Einschalten von Motoren nur bei Tageslicht gestattet war. Die Leistung der Motoren wurde in kg angegeben und auch abgerechnet.

1937 kam die Familie Hattinger in Besitz eines elektrischen Kochers, dieser war bei den Magetshamern nicht sehr beliebt da er ein großer Stromverbrauer war. Die Stromkosten für diesen Ofen waren 66 Schillinge pro Jahr während eine Lampe 3 Schillinge kostete.

Bei Verstoß gab es Geldstrafen (das erste Mal 10 Schilling, folgend mit 20 Schilling und bei einem dritten Verstoß mit einem einmonatigen Stromentzug.

Gründungsunterschriften E-Werk Magetsham
Gründungsmitglieder Unterschriften

Eine kleine Sensation war damals die Straßenbeleuchtung. In ganz Magetsham gab es vier elektrisch betriebene Straßenlampen mit den Standorten Feitzinger (Ortbauer), Murauer (Wirt z’Magetsham), Hattinger (Krama z’Magetsham) sowie eine Lampe beim Kettl.

m Jahre 1938 kamen die ersten Radios (Volksempfänger) nach Magetsham. Den ersten hatte Anton Vorhauer, dieser bezog jedoch den Strom von den Rieder Stadtwerken.

Peter Fischer, Franz Bader, Georg Hattinger und Josef Jetzinger waren dann die ersten Radiobesitzer betrieben mit „Magetshamer Strom“

Im Jahre 1939 nach dem Anschluss an Hitlerdeutschland fand man folgenden Satz in einem Protokoll: Betreffend der Radio wurde beschlossen, dass jeder Radio aufgenommen wird, aber im Falle, dass das Licht dadurch gefährdet wird, so müssen alle Radios abgeschaltet werden.

Im Jahre 1946 ein Jahr nach Kriegsende waren in Magetsham bereits 4 Motoren, sieben Radios und sieben Kochplatten in Betrieb, dazu noch die Straßenbeleuchtung welches dazu führte dass die Anlage nicht mehr genügend Strom produzierte.

1947 wurde dann das Werk stillgelegt und man schloss sich der OKA an, da die eigene Stromerzeugung unrentabel wurde.

Das Gebäude wurde bereits 1947 nach der Schließung geschliffen.

Gründungsprotokoll E-Werk Magetsham, 1922
Gründungsprotokoll E-Werk Magetsham, 1922

(Quellen: Die frühere Wirtin aus Magetsham und Gottfried Bader gaben bei Gesprächen die August Murauer mit ihnen führte die meisten Informationen wieder, dazu wurden noch die Protokollbücher der E-Genossenschaft Magetsham verwendet.
Gründungsprotokoll E-Werk Magetsham, 1922