Tag der Mobilisierung in Lohnsburg

(lose Blätter im Heimathaus) Verfasser unbekannt, wahrscheinlich Schuldirektor Schamberger

Nach der Bekanntgabe der teilweisen Mobilisierung zeigte sich die hiesige Bevölkerung sehr erregt und wurde in eine kriegerische Stimmung versetzt. Da kam am Freitag den 31. Juli durch Herrn Pfarrer Fuchs die Kunde, dass die allgemeine Mobilisierung und die Aufbietung des Landsturmes angeordnet seien. Herr Pfarrer Fuchs hat nämlich kurz vor seiner Abfahrt von Ried hievon erfahren. Spannende Erwartung auf allen Gesichtern! Man hielt Ausschau nach einem Boten. Nichts sichtbar! Endlich brachte der Telegraph Kunde vom folgenschweren Schritt und 6 Minuten vor 9 Uhr abends kam ein Herr mit einem Zweispänner und brachte zur Gemeinde und zur Post die Verständigung. Unter lautloser Spannung hörte die angesammelte Menge vor dem Gemeindeamte die Verständigung an. Sofort wurden die schon früher hiezu bestimmten Boten in die verschiedenen Dörfer und Einschichten abgeschickt. Einer, ein Bauer, der den weitesten Weg zu machen hatte, setzte sich auf ein Ross um schnell die Kunde an Ort und Stelle zu bringen. Der Mobilisierungsbefehl war sehr klar und deutlich. Es gab nicht viel zu fragen, nicht viel zu erklären. Die Einberufenen zeigten keinerlei Mutlosigkeit. Furcht kennt der Innviertler nicht. Und ist es in diesem Falle zu verwundern? Aber das „Es muss sein!“ leuchtet auch ihnen ein. Und trotz der Frauen: auch sie sind im Grunde genommen tapfer. Da bleibt die Frau eines kleinen Handwerkers mit ihrer Schar Kinder und beträchtlichen — wenigstens für ihre Verhältnisse beträchtliche — Schulden zurück. Dort ist der Bauer mit seinen Knechten fort und die Frau allein hat mit zwei Mägden die Wirtschaft zu führen. Eine Mühle bleibt stehen, weil Müller und Mühlbursche dem Vaterlande dienen.

Aber tröstet Euch! Man hilft, wo und wann man helfen kann!“

Und gehen die Männer nicht jetzt, so haben sie später doch zu gehen, aber dann ganz bestimmt unter den ungewöhnlichsten und verzweifeltsten Verhältnissen. Gerade der jetzige Zeitpunkt ist für uns überhaus günstig und lässt  einen siegreichen Krieg weit eher erwarten

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