Kirchengeschichte nach Schamberger bis 1912

Die Kirche zum heiligen Nikolaus in Lohnsburg soll der Sage nach von den Hochkuchlern errichtet worden sein. Konrad Meindl vertritt in seiner „Geschichte der Stadt Ried“ die Ansicht, dass die Kirche wahrscheinlich eine Gründung des Klosters St. Nikola bei Passau sei. Die Zeit der Erbauung ist unbekannt. Ursprünglich hatte die Kirche gotische Bauformen.

Im 18. Jahrhundert musste das Gotteshaus wegen Schadhaftigkeit umgebaut werden. Im Jahre 1722 begann man mit den Vorbereitungen: Arbeitsgeräte werden angekauft, Holz wird zugeführt und ein Ziegelofen wird erbaut. Zum Ziegelbrennen wird viel altes Holz verwendet. Kaspar Bauer zu Bergham, Kornelio Prenner zu Schrattenbruck und Sebastian Auböck führen solches zu. Simon Steininger und Wolfgang Knechtsgern von Waldzell liefern Verschlagläden und „Schwärtling“ (das erste von einem Stamm gesägte Brett, das an der Außenseite nicht glatt gesägt ist) zum Bau des Ziegelofens. Christoph Prähuber zu Voitshofen (Gemeinde Weilbach) brennt erst 29000 Mauerziegel und dann nochmals 24700. „Einige Underthonen wo Holz umsonst herbeigeführt haben“, erhalten als Belohnung Bier und Brot.

Die Bauausgaben betragen in diesem Jahr 263 Gulden, 46 Kreuzer und 5 ¼ Heller (Anmerkung: Rechnerisch zerfiel ein Gulden (fl) in 60 Kreuzer (k, kr) zu je 4 Pfennigen (dn); auf einen Pfennig gingen zwei Heller (hl) – im Herzogtum Bayern).

Im nächsten Jahre begann man mit dem Umbau der Kirche. Ursprünglich war geplant, nur den mittleren sehr schadhaften Teil neu aufzubauen. Presbyterium (Das Teil, in welchem der Hochaltar steht), Emporkirche und teilweise die Hauptmauern sollten erhalten bleiben. Als man aber mit dem Abreißen begann, zeigten sich derartige Bauschäden, dass man die ganze Kirche mit alleinigen Ausnahme des Presbyteriums und des Turmes abtragen musste. Für die damalige Zeit wurden infolgedessen die Baukosten jedenfalls zu hoch, hatte man doch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges noch lange nicht überwunden.

Der Neubau wurde daher einfach und passt nicht zum Stehen gebliebenen Teil.

Da die im Vorjahr gebrannten Ziegel nicht ausreichend waren mussten neue hergestellt werden. Abermals kaufte man große Mengen altes Holz auf. Es scheint, dass nun manche Leute die gute Gelegenheit nutzten um sich durch Verkauf von alten, damals unter gewöhnlichen Umständen jedenfalls wertloses Holzes, eine Einnahme zu verschaffen, um dann selbst einen notwendig gewordenen bau auszuführen. So hat Franz Weirlbaumer „am Mayrökn“ seinen Stall abgebrochen und für das alte Holz – 24 Fuhren machte es aus, 9 Gulden erhalten. Johann Daninger aus Pesendorf ließ gar sein Haus und Stallung niederreißen und verkaufte das Holz um 11 Gulden und 45 Kreuzer.

Altes Holz verkauften noch: Peter Wieser, Bauer „am Moos“ für 8 Gulden, Willibald Augustin, Bauer in Gunzing, 30 fuhren, wofür er 12 Gulden erhielt. Johann Kobler, Bauer in Großenreit 17 Fuhren um 8 Gulden 48 Kreuzer und Georg Lindtögger, Bauer „am Kolterer“ (Godringer in der Gemeinde Waldzell) erhielt für 10 Fuhren 5 Gulden. Diese beträchtliche Menge Holz wurde für 8 Brände verbraucht, welche zusammen 46650 Mauerziegeln ergaben. Für je 1000 Ziegel erhielt der Ziegelmeister Sebastian Grospaur zu „Ehrlödt in Waldzell 2 Gulden für jeden Brand, überdies noch 1 ½ Gulden ausbezahlt. Thomas Haginger, Ziegelmeister aus Hözling, lieferte 4400 Dachziegel.

Nebst des schon erwähnten Teiles der Kirche wurde eine Kapelle und eine Sakristei erbaut.

Maurermeister war Matthias Berneder von Ried. Er hatte einen Polier und 6 Maurergesellen unter sich. Die Maurerarbeit begann am 4. April 1723 und endete mit 16. Oktober 1723. Der Zimmermeister Josef Eitzinger von Ried arbeitete mit einem Polier und 3 Gesellen. Die Bauausgaben betrugen in diesem Jahre 1710 Gulden, 52 Kreuzer und 3 ½ Heller.

Ueber Verrechnung der Ausgaben, Auszahlung der Handwerker und Beaufsichtigung derselben gibt uns nachstehender Bericht der Kirchenrechnung von 1724 lehrreichen Aufschluss: „Erasmus Joseph Seehofer Schnellmaister zu Waltzehl hat vom Pfleggericht angeordetermassen, bay dem vorganngenen Kürchengepäu dennen Zechpröpsten die aufgaben aufgeschriben, die aufzallung der handwerchsleuth dann Pau materialien geführt, auch bey dem Pau zugestehen, und die werchleith zur arbeith angetriben, zu solchen endte er 28 wochen und in jeder 2. Und 3. Mahl von Waltzehl ein halbe Stundt weitt anhero gangen ist. Dahero hat man deme zu einer wenigen ergörzlichkeit seiner gehabten miehe und gäng, behändiget vigore Scheins (Kraft des Scheines) hirbei 5 Gulden“

1724 betrugen die Bauausgaben für Verputz, Kirchenpflaster, Emporkirchenstiege, Stühle (Die Kirchenstühle verfertigte Georg Perger, Tischler zu Waldzell), usw. noch 396 Gulden 44 Kreuzer und 3 ¼ Heller.

Zu der nächsten Zeit waren nur noch Ausgaben für die Kircheneinrichtung und „Kürchenzühr“ zu machen.

Franz Schwanthaler lieferte für den in der Seitenkapelle von Gregor Perger, Schreiner zu Waldzell aufgestellten Marienaltar (Die Seitenkapelle hat jetzt keinen Altar mehr, sie enthält nur noch Sitze, 1912) im Jahre 1726 die Schnitzwerke. „Der Bildhauer zu mehrgemesten Riedt, Franz Schwanthaler hat auf diesen Altar Unsere Frauen Bildnis von Altenötting drei werch Schue hoch mit einer Muschl, sambt dem Laubwerch, auch geheng dem 2 Engl Bild, oben auf die heylige Dreyfaltigkeit und ferners St. Joachim und Anna, nitwenger Biltnus des heyligen Francisci und Undren Dom Neuen Verfertigt sohin Verdinst eingenommenen 69 Gulden“ Im gleichen Jahre machte Schwanthaler noch „die zwey Biltnissen des heyligen Bischoff Wolfgang und Augustin“ für den Seitenaltar.

Der Maler Johann Baptist Spieß hat einen Altar vergoldet und versilbert und die Statuen am Marienaltar „ebenmessig Vergolt, gefaßt und blaniert“ wofür er 8 Gulden und 19 Kreuzer erhielt. Ferner malte er 1726 die Mutter Gottes „sambt dem Christkind“ und dann noch den heiligen Leonhard und erhielt hiefür, sowie für Ausbesserungen von Bildern 63 Gulden 4 Kreuzer.

Auch der Maler Egidi Brüner (Priner vgl. Heimatkunde Ried) arbeitete für die Kirche. 1725 besserte er ein Kruzifix und das Kreuz am Gewölbe sowie die Statuen der Evangelisten aus. Vergodete den „Chor Altar St. Nicolai“ und den „St. Veiths Altar“ und malte an die Wände Kreuze und Kränze, wofür er 21 Gulden und 30 Kreuzer ausbezahlt wurden. (1726 erhielt er für ein Herz-Jesubild samt Vergoldung eines Rahmens 24 Gulden. 1727 malte er Antipendia (Vorhang vor dem Altartisch) auf beiden Seiten wofür ihm 12 Gulden ausgehändigt wurden.

1755 malte Maximilian Schaller, Maler in Frankenburg, zwei Bilder auf das Kirchengewölbe. 1757 malte der Maler von Aurolzmünster (wahrscheinlich Anton Präner), der Name wird in der Kirchenrechnung nicht genannt, auf die Brüstung der Emporkirche ein Christusbild und die zwölf Apostel. Er bekam dafür eine Entlohnung von 15 Gulden. Im gleichen Jahre schnitzte Franz Schwanthaler für einen Seitenaltar ein Kruzifix um 1 Gulden und 30 Kreuzer.

1758 wurde die Stiege der Emporkirche durch eine steinerne ersetzt.

Mit dem 1856 von Georg und Theresia Klingesberger erbauten Oelberge erhielt die Kirche ihren letzten Zubau.

Die alten Seitenaltäre wurden 1849 durch neue, die jetzigen ersetzt. Der Hochaltar bekam damals ein neues Altarbild (Hängt jetzt an einer rückwärtigen Seitenwand) das aber 1885 durch eine Holzstatue ersetzt wurde.

In letzteren Jahren wurden zwar an der inneren Ausstattung der Kirche große Veränderungen vorgenommen, aber nicht alle zum Vorteile des Gotteshauses. Einige Schwanthaler’sche Arbeiten wurden, weil alt, entfernt und dafür minder Wertvolles aufgestellt. Auch das von Spieß verfertigte Gemälde (Hl. Leonhard) wurde durch ein anderes Bild verdrängt. Die 13 Gemälde an der Brüstung der Emporkirche sollen übertüncht werden, blieben aber zum Glück über Einwand eines Malers erhalten.

Von den früheren angeführten Schwanthaler’schen Schnitzwerken sind in der Kirche noch vorhanden: Die heilige Dreifaltigkeit, zwei Engel, Franziskus und Andreas. Die Muttergottes „von Altötting“ musste zwar ihren Standort verlasse, befindet sich aber noch im Besitze der Kirche (Die Statue sollte zwar auch verkauft werden, allein der Widerstand der Bevölkerung verhinderte den Verkauf).

Hochaltar und Predigtstuhl wurden 1885 vom hießigen Tischler, Franz Hamminger, angefertigt.

Welche Beschaffenheit hatte die Kirche vor 1723?

Zwar fehlen Abbildungen des alten Kirchengebäudes, aber die noch vorhandenen Ueberreste und einige Andeutungen in der Kirchenrechnung lassen eine ziemlich befriedigende Beantwortung der gestellten Frage zu. Ueberreste der alten Kirche sind: das Presbyterium, die obersten Teile der Hauptmauern desselben (jetzt innerhalb des Dachraumes) samt ihrer Bemalung, der alle (jetzt viel zu hoch liegende) Eingang vom Turme in den Dachboden. Ueberdies sind an der Ostwand des Turmes innerhalb des Daches noch sehr deutlich jene Streifen erkennbar, die durch die Lage des alten Daches gebildet wurden.

Daraus folgt: Die Kirche war im gotischen Stile erbaut. Der östliche Teil (Presbyterium) hatte um einen Meter höhere Außenmauer als jetzt. Kapelle (an der Nordseite) Oelberg und das Oratorium oberhalb der Sakristei waren nicht vorhanden. Das Kirchendach war steiler als das gegenwärtige, die Kirche daher etwas schmäler als jetzt. Die Erweiterung der Kirche geht auch daraus hervor, dass laut Kirchenrechnung beim Umbau eine neue Grundfeste ausgehoben wurde. Das Mittelschiff war höher als das gegenwärtige und wurde von Säulen gestützt. Die Fenster der Seitenschiffe hatten keine Glasmalereien, wie das sonst bei gotischen Kirche üblich ist. Außer dem Hochaltare waren noch zwei Seitenaltare vorhanden, darunter ein St. Veit-Altar.