Als in Lohnsburg die Lichter angingen (1917/18)

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Wenn wir heute auf den Lichtschalter drücken, dann sind wir sicher, dass es im Haus hell ist. Das war nicht immer so:

Vor 100 Jahren gab es in unserer Gegend noch kein elektrisches Licht. Die Räume wurden mit Petroleumlampen beleuchtet. Der Umgang mit dieser Lampe erfordert viel Umsicht, besonders wenn sie im Stall verwendet wurde, wo die Entzündungsgefahr für Heu und Stroh sehr groß war.

Erst gegen Ende des 1. Weltkrieges begann in Waldzell Herr Janisch mit der Stromerzeugung. Herr Janisch war aus Böhmen gekommen und hatte eine Innviertlerin geheiratet. Er hat die ehemalige Schatzlsäge gekauft, abgebrochen und mit Hilfe eines Wasserrades begonnen Strom zu erzeugen. Im Monat Mai 1917 wurde bereits das elektrische Licht im Pfarrhof zu Waldzell eingeleitet.

Auch in Lohnsburg war man begeistert von den Errungenschaften der Technik. Es wurde beschlossen, mit den Mitteln des Kirchenverschönerungsvereines das Licht in die Kirche, den Pfarrhof und die Wohnung des Kooperativs einzuleiten. Nun sollte die Geistlichkeit eine Sammlung veranstalten, damit der Verein nicht zu sehr belastet würde. Die Begeisterung war groß, als das Licht zur Jahreswende 1917/18 in der Kirche erstrahlte. Die Menschen wollten vergessen, dass man für den Krieg die meisten Glocken hatte abliefern müssen. Damals konnten auch zwei Luster angebracht werden, einer am Musikchor und einer im Mittelschiff. Ferner wurden elektrische Birnen an der Ewig-Licht-Ampel angebracht. Alles zusammen kostete 4000 Kronen. Der Herr Kooperator konnte durch eine Sammlung den kompletten Betrag aufbringen. Eine schier unglaubliche Leistung der Lohnsburger in dieser schweren Zeit.

Zur Weihnacht erhielt die Kirche eine neue Krippe um den Preis von 561 Kronen. Diesen Betrag spendete Josef Brenner, der Woferlbauer zu Bergham. Als Herr Janisch noch 5 Glühbirnen in den Höhlungen der Krippe anbrachten war die Begeisterung groß. In der ganzen Kirche befanden sich nun 45 Glühbirnen. Ende 1918 waren bereits die meisten Häuser in Lohnsburg an das Stromnetz angeschlossen. Erstaunlich wenn man bedenkt wie groß die Not nach dem Kriegsende war. Dennoch muss man bedenken dass auch der Mangel an Petroleum groß war und so entschlossen sich viele Lohnsburger den Strom in das Haus einzuleiten.

Wann genau im Gemeindehaus der Strom eingeleitet wurde kann nur vermutet werden, da dazu die Unterlagen fehlen. Im Kassabuch aus 1916 befindet sich jedoch bereits ein Vermerk über eine Zahlung an Herrn Janisch in der Höhe von 30 Kronen. Ein halbes Jahr später ist bereits ein Eintrag über 43 Kronen für die Lehrerwohnung im Kassabuch verzeichnet. In den folgenden Jahren wurden entlang der Waldzeller einige Anlagen errichtet. Der Strom wurde so auch in die Dörfer eingeleitet.